Es ist Wochenende, die Arbeit ist geschafft, der Haushalt ist so weit erledigt, jetzt ist endlich Zeit für eine Pause. Nur kurz die Beine hochlegen und vielleicht noch einen Blick in den letzten Schmöker werfen und dann plötzlich hört man ihn, diesen einen Satz: „Mir ist soooo langweilig!“. Ausgerechnet jetzt?
Langeweile löst bei Kindern ein unangenehmes Gefühl aus, sie nörgeln und quengeln und das kann Eltern oft nerven. Dann wird schnell zum Handy gegriffen oder auf den Fernseher verwiesen, damit sich das Kind nur ja nicht langweilt.
Laut Linda Caldwell von der Penn State University, die das Freizeitverhalten von Jugendlichen erforscht, müssen Kinder zunächst ein Bewusstsein für Langeweile entwickeln, bevor sie diese überwinden können. "Einer der Gründe, warum viele Kinder und Jugendlichen nichts mit sich anzufangen wissen, ist paradoxerweise, dass sie sich noch nicht genug gelangweilt haben", sagt Caldwell.
Ein zu durchstrukturierter Zeitplan und Eltern, die immer eine Lösung parat halten, lassen Kindern keine Möglichkeit mehr, Langeweile zu erfahren. Als Jugendliche fehlt ihnen dann häufig die Fähigkeit, eigene Interessen wahrzunehmen und diese aktiv zu verfolgen.
De facto, ein gewisses Maß an Langeweile ist für Kinder förderlich, weil sie sich mit sich selbst beschäftigen müssen und dann kreativ werden. Diese neu erlernte Kreativität und Selbstständigkeit ist enorm wichtig für die Weiterentwicklung von Kindern.
Wie können Sie im Alltag dazu beitragen, Langweile bei Ihrem Kind zu steuern?
1. Freizeit
Schenken Sie Ihrem Kind freie Zeit. Verzichten Sie auf mit Aktivitäten vollgepackte Nachmittage und Wochenenden. Lassen Sie Ihrem Kind Freiräume, um sich langweilen zu können.
2. Spielsachen
Vermeiden Sie es, Ihr Kind mit Spielsachen zu überfluten. Suchen Sie Spielzeug aus, das mehrfach an- und verwendbar ist und die Kreativität Ihres Kindes fördert.
3. Kreativkiste
Stellen Sie Ihrem Kind je nach Entwicklungsstand eine Kreativkiste zur Verfügung, in die Sie Materialen packen, mit denen es spielen kann. Dann wird eine alte Socke zum Kuscheltier oder ein Hemd zum Kostüm.
4. Selbstständigkeit
Schreiten Sie nicht immer gleich ein wenn Ihr Kind sich langweilt. Geben Sie Anregungen und lassen Sie kleine Kinder in Ihrer Umgebung spielen, damit sie weiterhin das Gefühl von Geborgenheit erfahren und nicht das Gefühl haben, allein gelassen zu werden.
5. Auf Reisen
Gerade auf Auto- und Zugfahrten kommt schnell Langeweile auf. Stellen Sie sich vor der Fahrt eine Liste mit einigen Spielen zusammen, die Ihre Kinder allein oder mit Ihnen spielen können. Vom klassischen „Ich sehe was, was Du nicht sieht“ über „Ich packe meinen Koffer“ bis hin zu neuen Ideen wie z.B. die Zahlen der Nummernschilder zu addieren oder zu multiplizieren (und dabei gleich etwas Mathe zu üben).
6. Lesen
Wie könnte es anders sein: wer von uns öfter liest, weiß, wie wichtig für uns bei KUMON das Lesen ist. Lesen ist die Grundlage allen Lernens und trägt dazu bei, Sprache, Vorstellungskraft und Emotionen zu entwickeln. Langeweile ist daher die perfekte Gelegenheit, die Freude am Lesen zu entdecken.
Wie Sie sehen, gibt es kein Allround-Rezept gegen Langeweile. Denken Sie daran, dass Langeweile Ihrem Kind die Möglichkeit gibt, mit sich selbst in Kontakt zu treten, um seine Leidenschaften, seine Fähigkeiten und seine Einstellungen zu entdecken und zu entwickeln und sich so eine Welt voller Möglichkeiten zu eröffnen.