Durch das Voranschreiten der digitalen Medien im Alltag rückt das Handschreiben immer weiter in den Hintergrund. Wozu auch richtig per Hand schreiben lernen, wenn heutzutage schon fast alles am Computer oder Handy erledigt werden kann? Fehlerkontrolle dank Rechtschreibprogramm gleich inbegriffen. Aber hat das Handschreiben eventuell doch Vorteile gegenüber dem Tippen auf der Tastatur? Wir klären auf.
Was passiert beim Handschreiben?
Das Schreiben von Buchstaben per Hand erfordert gewisse Bewegungsabläufe, die im Gehirn verschiedene Areale aktivieren, was wiederum die Lernfähigkeit positiv beeinflusst. Diese Bewegungsabläufe werden auch unter dem Begriff Schreibmotorik zusammengefasst. Hierbei werden mehr Muskeln und Gehirnareale beansprucht als beim „einfachen“ Tippen auf der Tastatur. Jeder einzelne Buchstabe, jede Buchstabenfolge verlangt nach einem bestimmten Bewegungsablauf, wobei das Gehirn aufs unterschiedlichste aktiviert wird. Beim Tippen dagegen, muss „lediglich“ auf eine Taste gedrückt werden.
Beim Benutzen eine Tastatur visualisiert das Gehirn eine Karte von Buchstaben, während es beim Schreiben mit der Hand eher in Bedeutungseinheiten (Wörter, Sätze) denkt und verschiedene Hirnregionen gleichzeitig aktiviert und in Betrieb genommen werden. Mit anderen Worten: Das Schreiben mit der Hand beansprucht komplexere neuronale Kapazitäten und trainiert das Gehirn stärker als das Schreiben auf einer Tastatur. Bei letzterem sind nur das visuelle und das verbale Areal beteiligt, während bei der Handschrift das visuelle, das verbale und das grafische Areal sowie das Areal, das diese drei Hirnbereiche miteinander verbindet, beteiligt sind.
Tippen ist zwar schneller, allerdings ist die Merkfähigkeit geringer.
Laut einer in der Fachzeitschrift „Psychological Science“ veröffentlichten Studie lernen Universitätsstudenten, die mit der Hand schreiben, intensiver, während diejenigen, die eine Tastatur benutzen, Konzepte zwar wortwörtlich abrufen, sich aber weniger gut an sie erinnern und es schwieriger finden, Ideen zusammenzufassen oder nach ihrer Wichtigkeit zu ordnen.
Das würde auch erklären, warum viele Jugendliche und Studierende ihre Zusammenfassungen immer noch per Hand schreiben. Ein klassisches Beispiel ist dafür auch der allbekannte Spickzettel, der meistens, nachdem auf kreative Art und Weise auf minimalem Platz alle wichtigen Informationen gebündelt aufgeschrieben wurden, meist überflüssig wird, da sich der Stoff durchs Aufschreiben eingeprägt hat.
Eine Studie der „Princeton University“, in der die Leistungen von Schülern verglichen wurden, die die eine oder andere Form des Schreibens verwendeten, kam zum Schluss, dass diejenigen, die sich für das Schreiben mit der Hand entschieden, Konzepte besser behalten und sich besser merken konnten. Eine andere Studie der Wissenschaftler Pam Mueller und Daniel Oppenheimer ergab, dass diejenigen, die durch Tippen lernen, weniger in der Lage sind, "Informationen zu verarbeiten oder sie in ihren eigenen Worten neu zu formulieren".
Vorteile des Handschreibens
Das Handschreiben hat einen prägenden Einfluss auf die die Entwicklung von Kindern. Es unterstützt nachhaltig das Lesen, die Rechtschreibung, die Logik, Kreativität und Merkfähigkeit.
Das Lernen wird erleichtert, da mehr Gehirnareale beteiligt sind und die Bewegungen der Hand Auswirkungen auf das Gedächtnis haben. Inhalte und Bedeutungen können besser erarbeitet und verstanden werden. Des Weiteren fördert das Handschreiben die Konzentrationsfähigkeit.
Lehrkräfte stellen Verschlechterung der Schreibmotorik fest
Richtiges Handschreiben will gelernt sein. Wie bereits erwähnt, erfordert die Schreibmotorik die Koordination verschiedener Bewegungsabläufe. Darunter fällt nicht nur die Augen-Hand-Koordination, sondern auch die Sitz- und Körperhaltung, der Drei-Punkt-Griff, der ausgeübte Druck und die Präzision.
Studien des „Schreibmotorik Instituts“ (das führende Forschungsinstitut in Europa zum Thema Handschreiben und Schreibmotorik) zufolge, haben 32% aller Mädchen und 51% der Jungen in Deutschland Probleme beim Erwerb der Handschrift. 90% der Lehrkräfte stellen im Jahr 2019 eine Verschlechterung der Schreibmotorik fest. Demnach sahen die befragten Lehrer die Ursachen häufig oder sehr häufig (71%) in fehlender individueller Förderung in der Schule. 81% der Dozenten sehen Handlungsmöglichkeiten in speziellen schreibmotorischen Trainings.
Das nicht richtige Erlernen des Handschreibens führt nicht nur zu Problemen in der Grundschule, sondern hat auch Auswirkungen auf die weiterführende Schule. Dort haben der Umfrage zufolge zwei Drittel aller Schüler Probleme, länger als 30 Minuten beschwerdefrei zu schreiben!
Wie kann KUMON helfen?
Obwohl die Lernmethode von KUMON sich hauptsächlich auf Mathematik und Englisch konzentriert, wird bei uns auch die korrekte Stifthaltung geübt. Bevor Schüler lernen können, wie man Buchstaben und Zahlen schreibt, sind ein richtiger Bleistiftgriff und ein gewisses Maß an Stiftfertigkeit erforderlich. In den ersten Stufen von KUMON lernen die Schüler den Umgang mit dem Bleistift und entwickeln ihre Fähigkeiten durch Kritzeln und Zeichnen von Linien, Kurven und Winkeln auf spielerische, farbenfrohe und ansprechende Weise.
Wenn Sie möchten, dass Ihr Kind von allen Vorteilen des Handschreibens profitiert, dann wenden Sie sich an Ihr KUMON-Lerncenter.